Mit erneuerbaren Gasen die Energiewende voranbringen

Erneuerbare Gase brauchen die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Denn sie sind für das Erreichen unserer Klimaziele von entscheidender Bedeutung. In einigen Sektoren sind grüne Gase technisch erforderlich, in anderen Sektoren sind sie aus wirtschaftlichen Gründen vorteilhaft.

Erneuerbare Gase: technisch erforderlich und volkswirtschaftlich vorteilhaft

Erneuerbaren Gasen steht im Energiesystem der Zukunft eine ganze Reihe von Einsatzbereichen offen. Ob es um grünen Wasserstoff, um synthetisches Methan oder um Biogas geht, die Vorteile grüner Gase liegen auf der Hand.

Sektoren wie der Verkehr oder die Industrie brauchen die erneuerbaren Gase zum Beispiel aus technischen Gründen. Hier machen die durch Verfahren, Prozesse und Maschinen gegebenen technischen Hindernisse den direkten Einsatz von erneuerbarem Strom nämlich unmöglich. Um klimaneutral zu wirtschaften, brauchen diese Sektoren eine grüne Alternative: die erneuerbaren Gase.

Darüber hinaus bieten erneuerbare Gase enorme volkswirtschaftliche Vorteile. Dies zeigt sich vor allem mit Blick auf die Energie-Infrastrukturen. Erneuerbare Gase können auf die vorhandenen Gasspeicher und Gasnetze zurückgreifen. Sie machen die Energiewende damit für die Verbraucher deutlich günstiger.

Wenn wir zum Beispiel im Wärmemarkt auf erneuerbare Gastechnologien setzen, geht der Bedarf für neue Stromnetze zurück. Wir benötigen dann rund zwei Drittel weniger elektrische Übertragungsnetze. Darüber hinaus bietet die Gasinfrastruktur erhebliches Speicher- und Transportpotenzial. Erneuerbar hergestellter Strom kann hier über lange Zeiträume gespeichert werden. Gasspeicher und Gasnetze erschließen damit eine wichtige Ressource des zukünftigen Energiesystems: die zeitliche und räumliche Flexibilität zwischen Energiebedarf und Energieproduktion.

Wissenschaftliche Studien belegen Vorteile erneuerbarer Gase

Zahlreiche Studien haben die Vorteile erneuerbarer Gase auf dem Weg in eine treibhausgasneutrale Gesellschaft belegt. Eine Meta-Studie der VNG-Gruppe zur Sektorenkopplung  zeigt, dass sich die Wissenschaft weitgehend darüber einig ist, dass es 2050 noch immer einen relevanten Gasverbrauch von mehr als 600 Terawattstunden pro Jahr geben wird. Zum Vergleich: 2018 lag der Gasverbrauch in Deutschland bei 945 Terawattstunden.

Auch die Enervis-Studie „Erneuerbare Gase – ein Systemupdate der Energiewende“ skizziert den Weg zu einem treibhausgasneutralen Energiesystem bis zur Mitte des Jahrhunderts. Die Untersuchung zeigt, dass Deutschland im Jahr 2050 sogar auf etwa 930 Terawattstunden erneuerbare Gase zurückgreifen sollte. Denn dadurch werden nicht nur alle skizzierten technischen Bedarfe erfüllt, sondern auch enorme Kosten eingespart.

Politischer Handlungsbedarf bei Power-to-Gas

Je näher wir dem Ziel der Klimaneutralität kommen, desto wichtiger werden erneuerbare Gase. Die Herstellung erneuerbarer Gase mittels Power-to-Gas wird daher als eine sogenannte „Deep-Decarbonization-Technologie“ bezeichnet. Das ist eine Technologie, die es ermöglicht, die Treibhausgasemissionen um mehr als 80 Prozent zu reduzieren.

Deshalb geht eine Mehrheit der Studien davon aus, dass schon in den 2020er-Jahren ein signifikanter Ausbau der Power-to-Gas-Infrastruktur notwendig sein wird. Damit eine Reduktion der Treibhausgase zu angemessenen volkswirtschaftlichen Kosten gelingt, müssen die erneuerbaren Gase allerdings günstiger werden. Hierfür ist ein Anschub durch die Politik erforderlich, der im Wesentlichen drei Handlungsfelder umfasst:

  1. Die Power-to-Gas-Technologie bedarf einer Anschubförderung, um rechtzeitig wettbewerbsfähig zu werden.
  2. Die Belastung erneuerbarer Gase mit Entgelten, Abgaben und Steuern muss so diskriminierungsfrei ausgestaltet werden, dass ein fairer, sektorenübergreifender Wettbewerb auf dem Markt für Flexibilitäten entsteht.
  3. Die Netzentgelte müssen sowohl im Strom- als auch im Gassektor so gebildet werden, dass die Marktentscheidungen eine sektorübergreifend kosteneffiziente Netznutzung sicherstellen.

Handlungsfeld 1: Power-to-Gas-Technologie fördern

Die Erreichung der Klimaziele in verschiedenen Bereichen der Energieversorgung, insbesondere der industrielle Einsatz von Energieträgern als Rohstoff, kann nur mit erneuerbaren Gasen (respektive Flüssigkeiten) umgesetzt werden. Eine bezahlbare Dekarbonisierung erfordert deshalb eine Senkung der Kosten, die im Zusammenhang mit der Herstellung erneuerbarer Gase entstehen.

Die Markteinführung der Power-to-Gas-Technologie sollte daher so gefördert werden, dass erneuerbare Gase rechtzeitig, das heißt entsprechend den Erfordernissen der Dekarbonisierung, wettbewerbsfähig werden.

Zur Anschubförderung könnten beispielsweise die Netzbetreiber systemdienliche Power-to-Gas-Projekte an Verbindungspunkten zwischen dem Strom- und Gasnetz identifizieren und diesen Bedarf in einem marktwirtschaftlichen Verfahren ausschreiben. Die Beschaffung der für den vorhandenen Bedarf notwendigen Kapazitäten erfolgt somit so kosteneffizient wie möglich. Die Kosten für die Systemdienstleistungen würden über die Netzentgelte refinanziert werden. Dies hat den Vorteil, dass die Kompetenzen der Marktakteure zur Errichtung und zum Betrieb von Power-to-Gas-Anlagen unter wettbewerblichen Rahmenbedingungen entwickelt werden. Außerdem sind Power-to-Gas-Anlagen in der Hand von Marktakteuren nicht ausschließlich auf die Nutzung erneuerbarer Gase als Systemdienstleistung begrenzt.

Handlungsfeld 2: Fairen Wettbewerb für erneuerbare Gase schaffen

Die Verbraucher werden auch in Zukunft auf Energie angewiesen sein, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Die sogenannten Residuallasten, also der Energiebedarf, der unabhängig von den volatilen Energieträgern wie Wind und Sonne anfällt, müssen dann allerdings trotzdem aus erneuerbaren Quellen abgedeckt werden. Hierfür sind erneuerbare Gase die optimale Lösung.

Als saisonale Flexibilitätsanbieter für erneuerbare Energien werden im Energiesystem der Zukunft damit auch Gasspeicher eine wichtige Rolle spielen, denn in diesen können erneuerbare Gase über kurze, mittel- und langfristige Zeiträume eingespeichert werden.

Der rechtliche Rahmen des Wettbewerbs um sektorenübergreifende Flexibilität ist derzeit allerdings nicht diskriminierungsfrei ausgestaltet – insbesondere im Verhältnis von Gasspeichern und Stromspeichern. Die Belastung mit Entgelten, Abgaben und Steuern sollte deshalb sektorenübergreifend diskriminierungsfrei konzeptioniert werden. Dafür sollten Umlagen, vor allem, wenn sie zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen erhoben werden, nur auf Ebene des Endenergieverbrauchs anfallen. Die Wandlung oder Speicherung von Energie ist dabei nicht als Endenergieverbrauch zu definieren. Darüber hinaus sollten im Regulierungsrahmen vorgesehene Entlastungsmöglichkeiten allen Flexibilitätsanbietern zu Gute kommen. Nur dann verzerren sie den sektorübergreifenden Wettbewerb auf dem Flexibilitätsmarkt nicht.

Handlungsfeld 3: Netzkosteneffiziente Sektorenkopplung sicherstellen

Eine Dekarbonisierung auf Strombasis erfordert – das hat die Politik bereits erkannt – erhebliche Investitionen in die Strominfrastrukturen, also in Stromübertragungs- und Verteilnetze. Diese Investitionen können durch die Nutzung der Gasinfrastrukturen für erneuerbare Energien in erheblichem Umfang vermindert werden.

Damit sich ein volkswirtschaftlich optimales Energienetz aus Strom- und Gasinfrastrukturen entwickeln kann, müssen allerdings auch die Entgeltsystematiken von Strom und Gas integriert gedacht werden. Es muss sich letztlich für eine Power-to-Gas-Anlage lohnen, das Stromnetz zu entlasten. Die Netzentgelte sollten daher sowohl im Strom- als auch im Gassektor so gebildet werden, dass die Marktentscheidungen eine sektorübergreifend kosteneffiziente Netznutzung sicherstellen.

Auch regulatorische Vorgaben zur Netzentwicklung sind nötig. Die Netzentwicklungen Strom und Gas, die derzeit noch separat erfolgen, sollten in Zukunft integriert geplant werden. Dazu sollten die Szenariorahmen und Netzentwicklungspläne sektorübergreifend erarbeitet werden. Die gemeinsame Netzentwicklung muss dann insbesondere unter Berücksichtigung einer sektorenübergreifend kosteneffizienten Netznutzung erfolgen. Dafür müssen die Kosten des Netzausbaus sektorenübergreifend verglichen und gegeneinander abgewogen werden.

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