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Gasspeicher ersparen den Verbrauchern jedes Jahr Kosten im Milliardenbereich: Im Vergleich zu einer Gasversorgung, die ausschließlich auf den Import von Gas und den Netzausbau setzt, sinken die Kosten durch die Nutzung von Gasspeichern um etwa 2,2 Milliarden Euro jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Systemwert von Gasspeichern – Intelligenz statt Stahl“.
Download der Enervis-StudieWelchen Wert haben die Gasspeicher in Deutschland für das Energiesystem? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, beauftragte die Initiative Erdgasspeicher e.V. die Enervis Energy Advisors GmbH mit der Studie „Systemwert von Gasspeichern – Intelligenz statt Stahl“. Enervis arbeitete heraus, in welchem Umfang die Kosten des Energiesystems ohne die deutschen Gasspeicher ansteigen. Mit der Studie beziffert Enervis den Systemwert der deutschen Gasspeicher also zum ersten Mal konkret.
Enervis untersuchte mit Hilfe eines Gasmarktmodells zwei Szenarien. Das Szenario Speicherflexibilität betrachtet die vorhandene Infrastruktur im Gasmarkt. Das Szenario Flexibilitätsimport stellt diesem eine Gasversorgung ohne die deutschen Gasspeicher gegenüber.
Enervis modellierte den Gasbedarf auf Basis der Temperaturentwicklung aus dem Kalenderjahr 2012. Der Gasverbrauch im Jahr 2012 war durchschnittlich, wies allerdings im Winter eine zweiwöchige Kälteperiode auf. Dieses Jahr eignet sich daher besonders gut, um die Auslegung von Gasinfrastrukturen genauer zu betrachten.
Die Berechnungen zum Szenario Speicherflexibilität zeigen, dass Gasspeicher den Gasbedarf hierzulande flexibel und verbrauchsnah decken. Die Verbraucher nutzen bevorzugt die Gasspeicher in ihrer Nähe. Verflüssigtes Erdgas (LNG) oder Pipelines kommen dagegen kaum zum Zuge. Außerdem bedienen die deutschen Gasspeicher ausländische Flexibilitätsbedarfe. Deutschland besitzt als Nettoexporteur von Flexibilität also auch Reserven für Lieferausfälle. Die bereits vorhandenen Kapazitäten für den Transport reichen im Szenario Speicherflexibilität aus. Die Marktgebiete werden vollständig versorgt. Die Gasnetze müssen für den bestehenden Gasbedarf daher nicht weiter ausgebaut werden.
Das Szenario Flexibilitätsimport entfernt die deutschen Gasspeicher vollständig aus der Betrachtung. Deutschland ist in dieser Situation von Gasimporten abhängig. Den Wegfall deutscher Gasspeicher kompensieren im Modell zum Teil vorhandene Speicher in der EU und in Osteuropa. Außerdem stellt die norwegische Gasproduktion mehr Flexibilität bereit. Auch verflüssigtes Erdgas trägt nun erhebliche Flexibilitäten in der Gasversorgung bei. Die in die EU importierten LNG-Mengen verdoppeln sich und führen zu einer massiven Veränderung der Importstruktur.
Dennoch kann der Wegfall der deutschen Gasspeicher nicht kompensiert werden. Das bedeutet, die Versorgungssicherheit kann ohne die deutschen Gasspeicher nicht aufrechterhalten werden. Insgesamt werden im Modell etwa 20 Terawattstunden nicht an die Endkunden in Deutschland geliefert. Das sind etwa 2 Prozent des deutschen Gasverbrauchs.
Die Lieferprobleme führen dazu, dass Verbraucher von der Gasversorgung abgeschnitten werden. Insbesondere in Zeiten hoher Lastspitzen fehlen bis zu 2.210 Gigawattstunden pro Tag auf der Verbraucherseite. Dies entspricht zu diesen Zeiten fast einem Drittel des inländischen Gasverbrauchs. Darunter leidet nicht nur die deutsche Industrie, auch sogenannte geschützte Kunden müssen dann abgeschaltet werden. Auch private Haushalte oder Fernwärmeerzeuger könnten also von der Gasversorgung abgeschnitten sein.
Um die Gasversorgung nicht zu unterbrechen, würden Deutschland und Europa auf einen zusätzlichen Ausbau der Gasnetze setzen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 1,4 Milliarden Euro pro Jahr. Dennoch würde die Einschränkung der Gasversorgung nicht vollständig kompensiert werden. Der Netzausbau kann diese in der Spitze lediglich auf 462 Gigawattstunden pro Tag reduzieren.
Die Veränderungen der Produktions-, Transport-, Liefer- und Abnahmeverhältnisse erhöhen die Gesamtkosten des Energiesystems. Insgesamt kostet der Wegfall der deutschen Gasspeicher die Verbraucher zusätzliche 2,2 Milliarden Euro pro Jahr.
Engpässe der Gasversorgung, die möglicherweise innerhalb von Marktgebieten auftreten, konnte Enervis hierbei noch nicht betrachten. Der vollständige Systemwert der Gasspeicher liegt also noch höher. Die Studie zeigt aber, welche Kostenersparnis die deutschen Gasspeicher in jedem Fall bedeuten.
Der Systemwert der Gasspeicher liegt im Wesentlichen darin, einen übermäßigen Netzausbau zu vermeiden. Gleichzeitig besteht der Systemwert nur dann weiter, wenn der Netzausbau diesen Wert nicht zunichtemacht. Findet der Netzausbau an Stellen statt, an denen Gasspeicher eine kostengünstigere Alternative darstellen, steigen die Systemkosten. Der Einsatz von Gasspeichern und die Netzentwicklung müssen also optimal abgewogen werden, um ein günstiges Energiesystem zu schaffen.
In Deutschland existiert dafür jedoch nicht der richtige Regulierungsrahmen. Die aktuellen Regelungen führen dazu, dass Netzbetreiber vor allem Anreize haben, neue Gasnetze zu bauen, anstatt die deutschen Gasspeicher einzusetzen.
Um den Systemwert der Gasspeicher in Deutschland zu erhalten, müssen die politischen Rahmenbedingungen geändert werden. Insbesondere sind aus Sicht der Initiative Erdgasspeicher zwei Maßnahmen erforderlich:
1. Der Effizienzvergleich der Netzbetreiber sollte so angepasst werden, dass dieser in Zukunft auch den kostensparenden Einsatz von Gasspeichern berücksichtigt.
2. Die Netzentwicklungsplanung sollte so erfolgen, dass die Kosten zwischen dem Ausbau der Gasnetze und dem Einsatz von Gasspeichern systematisch verglichen werden.
Die Enervis-Studie zeigt: Die Gasspeicher senken die Kosten des Energiesystems um über zwei Milliarden Euro jährlich. Die geltende Regulierung konterkariert diesen Vorteil der Gasspeicher. Eine integrierte Betrachtung der Gasnetze und Gasspeicher ist daher notwendig. Denn diese erzeugt deutliche Kostenvorteile für den Endkunden und trägt zum Erhalt der Versorgungssicherheit bei.
Download der Enervis-StudieSebastian Bleschke
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